Von Dezember 2018 bis November 2021 führte die Familien für Kinder gGmbH ein durch Aktion Mensch gefördertes Projekt durch, das sich mit der Situation von Careleaver:innen aus Pflegefamilien beschäftigte.
Jugendliche, die in der Jugendhilfe aufwachsen und diese als junge Erwachsene verlassen, nennt man Careleaver:innen. Der Begriff kommt aus Großbritannien, wo es in der Jugendhilfe schon seit vielen Jahren Strukturen und Angebote gibt, die Jugendliche auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit systematisch unterstützen. Hier in Deutschland steht das Thema ebenfalls seit einigen Jahren auf der Agenda. Die meisten wissenschaftlichen Studien, Projekte und Netzwerke, die mit dem Thema Care Leaving zu tun haben und sich für die Rechte der jungen Erwachsenen einsetzen, sind jedoch im Kontext des heimstationären Bereichs entstanden. Deshalb lassen sich bereits existierende Angebote nur bedingt auf die spezifischen Erfahrungen von Pflegekindern und Pflegeeltern übertragen. Diese Situation wollten wir mit unserem expliziten Fokus auf die besondere Situation von Pflegekindern verbessern.
Das Ziel des Projektes war, die Lücke beim Übergang aus der Vollzeitpflege in ein selbstständiges Leben durch bessere Beratung, Begleitung und Vernetzung zu schließen, damit eine Benachteiligung von Pflegekindern vermieden wird. Zu Beginn wurde eine umfangreiche Bedarfserhebung bei Careleaver:innen, Pflegeeltern und Fachkräften aus Pflegekinderdiensten sowie aus den Allgemeinen Sozialen Diensten der Jugendämter durchgeführt. Anhand der Ergebnisse der Erhebung wurden in Kooperation mit vier Pflegekinderdiensten von drei vergleichbaren Trägern der Jugendhilfe in den Bundesländern Berlin, Bremen und Hamburg passende Konzepte für den Übergang entwickelt. Anschließend wurde die Übergangsplanung in der Praxis der Pflegekinderhilfe erfolgreich erprobt.
Zwei Artikel, die unter anderem in der jugendhilfe – Fachzeitschrift für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe veröffentlich wurden, geben Aufschluss über die Ergebnisse unserer Bedarfserhebung. Ein Artikel, der in DAS JUGENDAMT – Zeitschrift für Jugendhilfe und Familienrecht publiziert wurde, beschreibt Standards, die beim Übergang von der Jugendhilfe in die Selbstständigkeit maßgebend sein sollen.
› Care Leaving. Übergänge für junge Menschen aus Pflegefamilien gestalten
› Erkenntnisse aus der Bedarfserhebung
› Sieben Standards für das Leaving Care in der Pflegekinderhilfe
› Interview im Podcast „Pflegefamilien Deutschland“
Drei der kooperierenden Pflegekinderdienste trugen zielgruppenspezifische Informationen zusammen und gaben sie an Pflegeeltern und Care Leaver:innen weiter.
› Pubertät, Perso, Plötzlich erwachsen – Übergänge in ein selbständiges (Erwachsenen-) Leben
› Care Leaving – der Blick in die (nahe) Zukunft. Was brauche ich? Was brauchen wir?
› Pflegeelternabende Careleaving
Mit PiB aus Bremen und Pfiff aus Hamburg führten wir eine Workshopreihe mit Care Leaver:innen durch, deren Ergebnis außer einer spannenden Auseinandersetzung der jungen Menschen mit ihrem Leben als Pflegekind ein toller Song ist, der die Situation der beteiligten Jugendlichen spiegelt.
In Zusammenarbeit mit der Pflegekinderhilfe Tempelhof-Schöneberg in Berlin schrieben wir einen Wegweiser durch Themen, die während des Leaving Care auftauchen. Das Beratungshandbuch soll Fachkräfte in der Beratung der Pflegefamilien unterstützen.
PiB und Pfiff machten Care Leaver:innen das Angebot, mit Unterstützung einer Zukunftsratskoordinatorin mit Familienangehörigen, Freund:innen, Verwandten, Fachkräften, Lehrer:innen etc. in ein strukturiertes Gespräch zu gehen und die eigene Zukunft zu planen.
Von Februar 2015 bis Januar 2018 führte die Familien für Kinder gGmbH das Projekt Careleaver Kompetenznetz durch. Zusammen mit Careleavern wurde im Rahmen des Projekts für Careleaver und für die Verbesserung ihrer Übergange aus der Jugendhilfe in die so genannte "Verselbstständigung" gearbeitet. Viele Interviews, Fachartikel, Empfehlungen und Tipps sind entstanden.